Motivation und Problemstellung



Das Projektkonsortium möchte durch »Bio-Schmier« Lösungen für die aktuellen Problematiken steigender Rohstoffpreise und unsicherer Rohstoff-Verfügbarkeiten sowie steigender Energie- und Prozesskosten entwickeln. Unser Lösungsansatz adressiert die Erhöhung der Rohstoffresilienz durch eine bisher ungenutzte biogene Quelle – Insektenfette - sowie die Verbesserung der Prozess- und Energieeffizienz am Beispiel der Metallumformung. Unsere Plattformtechnologie wird so ausgelegt, dass sie auch auf andere Rohstoffe und Prozesse transferiert werden kann.
Die chemische Industrie ist seit einiger Zeit mit einer stärker werdenden Limitierung im Bereich biogener Fette und Öle konfrontiert. Dies hat sich in der aktuellen Krise bei der Rohstoffversorgung noch weiter verschärft. Altfette und Tierfette stehen nicht mehr zur Verfügung, da diese nahezu vollständig für die Herstellung hydrierter Öle eingesetzt werden. Die langjährigen Forschungsbemühungen im Bereich Algenöl für die chemische Industrie konnten sich bisher nicht durchsetzen. Lediglich im Nahrungsmittelbereich oder in der Biogasproduktion spielt Algenöl eine Rolle. Pflanzliche Öle sind zwar auf dem Weltmarkt in großen Mengen vorhanden, jedoch gehen diese fast ausschließlich in die Nahrungsmittelproduktion oder werden auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben im Kraftstoffsektor eingesetzt. Die aktuelle und sich verstetigende Versorgungskrise bei fossilen Rohstoffen macht die Entwicklung konkurrenzfähiger, biobasierter Produktalternativen in der chemischen Industrie jedoch essentiell. Im Idealfall sollen dabei Rohstoffalternativen gefunden werden, die in Europa unabhängig von den Schwankungen und Risiken des Weltmarktes produziert werden können. Eine geeignete Alternative können künftig Insektenfette werden. Dafür spricht ein vielversprechendes chemisches Profil, das für die Nahrungsmittelproduktion nachteilig, für die chemische Industrie jedoch sehr vielversprechend ist. In der Schmierstoffanwendung besteht das Problem einer unzureichenden Interaktion von Schmierstoffen und Werkstoffoberflächen. Dies resultiert vorwiegend aus der fehlenden Abstimmung beider Systeme aufeinander und führt zu unnötig hohem Verschleiß, schnellerer Werkzeugabnutzung, schnellerer Schmierstoffalterung, höheren Reibungsverlusten und Prozesstemperaturen. »Bio-Schmier« möchte hier zusätzlich einen wesentlichen Beitrag zur Materialeffizienz sowie zur Verlängerung der Einsatzzeiten von Medien und Prozessen leisten, um so Produktions- und Energiekosten zu reduzieren. Die Insektenproduktion kann mit heimischen Reststoffen als Futtersubstrat durchgeführt werden, sodass eine nachhaltige Rohstoffquelle für die Oleochemie zur Verfügung steht.