Fraunhofer IME ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung nominiert
Ein Bio-Reaktor in Containerform, der Lebensmittelabfälle in wertvolle Ressour-cen umwandelt: Das hat sich Boje Müller vom Fraunhofer IME gemeinsam mit vier Forscherkollegen zum Ziel gemacht und die »Waste-to-Resource-Unit« ent-wickelt. Eine innovative Lösung, die zu begeistern weiß – das findet auch die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung und nominiert sie in das Finale zum Thema »Urbane Bioökonomie«.
In Großstädten landen täglich weit über 1 000 Tonnen an Lebensmittelabfällen im Müll. Laut Bundesumweltamt kommt Deutschland im Jahr auf eine Gesamtzahl von rund 11 Millionen Tonnen. Das sorgt nicht nur für eine sehr hohe Umweltbelastung, sondern ist auch reinste Verschwendung. Denn: Aus den Abfällen von Lebensmitteln wie Obst- und Gemüseschalen oder tierischen Produkten, lassen sich wichtige chemische Bestandteile zur Kultivierung von nahrhaften Mikroalgen entnehmen. Darüber hinaus können, je nach Zusammensetzung der Lebensmittel, aus ihnen sogar Vitamine, Antioxidantien oder Pigmente gewonnen und direkt in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden.
Ein Bio-Reaktor im Container
Um das Potential von organischen Reststoffen bestmöglich auszuschöpfen, haben Boje Müller vom Fraunhofer IME, in Zusammenarbeit mit der Universität Münster, und seine Forscherkollegen Daniel Pleissner, Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) und Leuphana Universität Lüneburg, Natalie Laibach, Universität Bonn, Wolf Raber, inter 3 GmbH – Institut für Ressourcenmanagement, und Sergiy Smetana, Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) e.V., die Waste-to-Resource-Unit entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Bio-Raffinerie in Form eines Containers, die beispielsweise in Kantinen zum Einsatz kommt und in ihrem Kernstück, dem Bio-Reaktor, organische Reststoffe aus gemischten Lebensmittelabfällen in unterschiedliche hochwertige Rohstoffe umwandelt – etwas, das bei der gängigen Kompostierung nicht möglich ist. Diese innovative Lösung wurde von der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung nun unter die Top-3-Nominierungen für die beste Idee zur urbanen Bioökonomie gewählt.
Gesteigerte Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft in Städten
Während die Lebensmittelproduktion selbst meist abseits der Städte stattfindet, sind die Großmengen an Lebensmittelabfällen ein konkret urbanes Problem. Sowohl der Produk-tions- als auch der Versorgungs- sowie Entsorgungsprozess von Lebensmitteln gehen neben den eigentlichen Abfällen mit etlichen weiteren Faktoren einher: hoher Ressour-cenaufwand, lange Transportwege, Emissionen und Energieverschwendung. Die Waste-to-Resource-Unit ist modular als Container konstruiert und daher mobil und flexibel ein-setzbar. Somit werden Lebensmittelabfälle direkt da, wo sie entstehen, rohstoffeffizient weiterverarbeitet. Zudem wird gleichzeitig eine lokale Kreislaufwirtschaft in den Städten geschaffen und gesteigert, Entsorgungsinfrastrukturen und Transport eingespart und die Umwelt geschont. Nicht zuletzt ebnet sich auch der Weg für neue Arbeitsplätze und Geschäftsmöglichkeiten.
Seit 2012 wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) an nachhaltigkeitsbezogene Forschungsleistungen in Deutschland verliehen. Seit dem 5. Oktober kann beim Online-Voting über die beste Idee zum Thema urbane Bioökonomie abgestimmt werden. Die Verleihung des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises For-schung wird, sofern die Corona-Situation es erlaubt, am 4. Dezember 2020 in Düsseldorf stattfinden.