Fraunhofer IME eröffnet Forschungsgebäude für Bioressourcen in Gießen
Gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft wurde der Neubau am 21. Oktober offiziell an den Institutsteil Bioressourcen des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME übergeben.
Insekten besiedeln dank ihrer fantastischen Eigenschaften und Fähigkeiten fast alle Lebensräume der Erde. Von den vielen Überlebensstrategien, die sie dazu entwickelt haben, können auch wir Menschen in Zukunft profitieren. Mit dem rund 33 Millionen Euro teuren Gebäude am Leihgesterner Weg/Ecke Ohlebergsweg entsteht in Gießen ein weltweit einzigartiges Zentrum für die Erschließung von Bioressourcen für die Anwendung in der Medizin, dem Pflanzenschutz und der Lebensmittelindustrie. Die Grundlage für das neue Institut bildet das LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen, eine Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME mit der Justus-Liebig-Universität Gießen JLU und unter Beteiligung der Technischen Hochschule Mittelhessen THM. Der Bau wurde gefördert durch das Land Hessen und den Bund.
Ein Tempel der Insektenbiotechnologie
Fast genau vier Jahre nach dem Spatenstich und begleitet von einem strengen Hygiene-Konzept begrüßte Prof. Dr. Andreas Vilcinskas ausgewählte Gäste aus Politik und Wirtschaft im überglasten Atrium des vierstöckigen Gebäudes, »Mit dem neuen Gebäude bekommt die Insektenbiotechnologie einen Tempel«.
Unter den Gästen befand sich auch Bundesminister Prof. Dr. Helge Braun, der in seinen Grußworten die medizinisch relevante Forschung am Institutsteil Bioressourcen hervor-hob. »Wir stehen vor einem unerschöpflichen Reservoir an Erkenntnismöglichkeiten, welche wir in der Medizin der Zukunft nutzen können«, sagte Prof. Braun. Als Beispiel für die hervorragenden Forschungsaussichten nannte er eine der Mitarbeiterinnen des Fraunhofer IME, Dr. Kornelia Hardes, welche künftig das Hochsicherheitslabor im 3. Stock des Gebäudes leiten wird. Dafür wurden ihr vor kurzem 3,2 Millionen Euro für eine Nachwuchsgruppe vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF bewilligt. Es soll dabei nach neuen Wirkstoffen gegen Influenza-Viren geforscht werden. »Wir stehen vor der großen Menschheitsaufgabe, Infektionskontrolle auch in Zukunft bei der enormen internationalen Mobilität bewerkstelligen zu können«, so Prof. Braun.
Volker Bouffier lobte die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen den Gießener Hochschulen und dem Fraunhofer IME im Rahmen des LOEWE-Programms. Bouffier hatte bereits vor fünf Jahren die Gründung des ersten Instituts für Insektenbiotechnologie an der Justus-Liebig-Universität durch seinen Besuch beehrt. »In dem Bestreben, mithilfe von Insekten einige der grundlegenden Probleme der Menschheit lösen zu können, arbeitet das LOEWE-Zentrum Insektenbiotechnologie und Bioressourcen daran, neue biotechnologische Verfahren und Wirkstoffe zu entwickeln, und hat sich damit in der Fachwelt von Wissenschaft und Forschung einen hervorragenden Ruf mit nationaler und internationaler Strahlkraft erworben. Sein Erfolg und Renommee bedeuten für die Region Mittelhessen und für Hessen als Wissenschaftsstandort insgesamt einen unschätzbaren Gewinn. Mit dem Neubau des Institutsteils Bioressourcen des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie wird nun auch eine bedeutende Vernetzung für Forschende vor Ort geschaffen, die wir für eine zukunftsfähige Wissenschaft brauchen«, sagte Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen.
»Schon bei seiner Begründung war der Bereich Bioressourcen einer der besten Fraunhofer Gründungen«, erklärte Dipl.-Kfm. Andreas Meuer, Vorstand für Finanzen und Digitalisierung der Fraunhofer-Gesellschaft, und lobte ebenfalls die enge Kooperation zwischen der JLU und dem Fraunhofer IME. »Ich bin mir sicher, das neue Forschungsgebäude wird Prof. Vilcinskas und sein Team zu weiteren exzellenten Forschungsergebnissen inspirieren.«
»Die Gießener Insektenbiotechnologie hat sich längst zu einem national wie international sichtbaren Spitzenforschungsbereich entwickelt. Ich gratuliere allen Beteiligten sehr herzlich dazu, dass wir heute die offizielle Eröffnung dieses Fraunhofer-Neubaus feiern können. Das beeindruckende Gebäude mit modernster Infrastruktur am Hochschulstandort Gießen ist für die Institutsgründung des geplanten Fraunhofer-Instituts für Bioressourcen von zentraler Bedeutung«, erklärte Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen JLU. »Ich bin der Landesregierung - insbesondere auch dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst - sehr dankbar, dass sie die Gießener Insektenforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen von Anfang an mit Mitteln aus dem LOEWE-Programm unterstützt und diese hervorragende Strukturentwicklung somit erst möglich gemacht hat.«
Gießens Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz betonte die große Überzeugungskraft von Prof. Vilcinskas und den hohen Innovationsgrad der Forschung an seinem Institut. »Prof. Vilcinskas gelingt es Menschen wie mir, die kleinen Tiere so nahe zu bringen, dass sie fast zu Freunden werden«, so Grabe-Bolz. »Mit dem neuen Gebäude geht für die Universitätsstadt Gießen ein Traum in Erfüllung.«
Nach den Grußworten hatten die Gäste die Möglichkeit in Kleingruppen an Führungen durch die Labore teilzunehmen und den Standort mit seinen Forschungsbereichen kennenzulernen.
Mit Insekten die Probleme der Menschheit lösen
»Insekten sind eine reichhaltige Schatztruhe der Natur und eine unerschöpfliche Quelle neuer Wirkstoffe zum Nutzen für uns Menschen«, so Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Leiter des Institutsteils Bioressourcen und Koordinators des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen.
Insekten stellen aufgrund ihrer Biodiversität eine gigantische, noch weitgehend unerforschte Naturstoffbibliothek dar, die in Gießen erschlossen wird. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen unter anderem nach Wirkstoffen, aus denen neue Antibiotika entwickelt werden können. Auch nach umweltfreundlichen Strategien für den Pflanzenschutz und nach nachhaltigen Lösungsansätzen für die Lebens- und Futtermittelindustrie wird gesucht. Für Letzteres sollen Insekten eingesetzt werden, um in einer ökologisch sinnvollen Weise aus organischen Abfällen hochwertige Proteine und Fette zum Beispiel für die Tierernährung zu gewinnen. Im Neubau werden rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen.
Der Forschungsneubau
Das Layout des Forschungsneubaus basiert auf einem klar strukturierten Erschließungs- und Grundrisskonzept: Das nahezu quadratische Gebäude gliedert sich in einen abgrenzbaren Laborbereich und einen »öffentlichen« Büro- und Foyerbereich. Im Zentrum liegt das überglaste Atrium, um das sich dreiseitig in den Obergeschossen die Büros gruppieren. Daran angrenzend, mit teilweiser Belichtung von innen liegenden Räumen über das Atrium, liegt der Laborbereich. Durch diese Baustruktur können alle Räume mit Tageslichtanforderung so an den Fassaden angeordnet werden, dass keine »Rückseiten« entstehen. Das Gebäude steht sehr exponiert, an der Straßenkreuzung entstehen gleichwertige Ansichten.
Über das Fraunhofer IME
Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME mit über 530 Mitarbeitern an den sechs Standorten Schmallenberg, Aachen, Gießen, Münster, Frankfurt/Main und Hamburg führt Forschungen im Bereich der angewandten Life Sciences durch, von der molekularen Ebene bis hin zu vollständigen Ökosystemen in den Bereichen Pharmazie, Medizin, Chemie, Landwirtschaft sowie Umwelt-und Verbraucherschutz. Unsere Aufgabe ist die Entwicklung und Anwendung neuartigerTechnologien zur Diagnose und Therapie menschlicher und tierischer Krankheiten sowie zum Schutz von Kulturpflanzen und Nahrungsquellen.
Der Fraunhofer-Neubau in Stichworten:
Planung/Bauleitung: Heinle, Wischer und Partner
Hauptnutzfläche: ca. 4.000 m2
Bruttogeschossfläche: ca. 9.200 m2
Baukosten: rund 33 Millionen Euro
(davon Ersteinrichtung bzw. Gerätekosten: 6,5 Millionen Euro)
Baubeginn: November 2016
Kontakt:
Désirée Schulz
Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME
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