60 Jahre Fraunhofer am Standort Schmallenberg
60 Jahre Fraunhofer am Standort Schmallenberg
Weltweit aktiv und lokal verwurzelt - eine Erfolgsgeschichte wurde gefeiert. Kurz vor Fertigstellung der neuen Institutsmitte feierte das Fraunhofer IME am 29. Oktober 2019 mit 160 geladenen Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik das 60-jährige Bestehen des Fraunhofer-Standortes in Schmallenberg-Grafschaft. Neben einem Blick auf die Bedeutung der Forschungstätigkeit in Schmallenberg in Vergangenheit und Gegenwart wurde auch ein Ausblick auf zukünftige Forschungsthemen gegeben. Diese werden durch Investitionen von insgesamt rund 30 Mio € durch Bund, Land und Eigenmittel ermöglicht. Das entstehende neue Laborgebäude konnte von den Gästen besichtigt werden.
Das Fraunhofer IME, 1959 als Fraunhofer-Institut für Aerobiologie in Schmallenberg-Grafschaft gegründet, geht in sein siebtes Jahrzehnt mit 550 Mitarbeitenden an sechs Standorten in Deutschland.
Auf sich ändernde Herausforderungen in Gesellschaft und Wissenschaft reagiert das Institut im Laufe seiner 60-jährigen Geschichte mit wechselnden Forschungsschwerpunkten, mehrfachen Änderungen des Institutsnamens, Ausgliederungen und der Etablierung neuer Standorte. So steht in den 70er Jahren der Schutz des Menschen vor Luftschadstoffen im Vordergrund. 1979 in Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung ITA umbenannt richtet das Institut 1980 einen Standort in Hannover ein. Dieser wird 1985 mit Fokus auf die menschliche Gesundheit unabhängig, während Grafschaft seinen Schwerpunkt auf die Thematik „Chemikalien in der Umwelt“ verlagert und sich in „Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie“ umbenennt. Ende der 90er Jahre ist der Markt für Umweltforschung weitgehend gesättigt. Zur Ausweitung der Kompetenzen wird daher eine biotechnologisch ausgerichtete Abteilung aufgebaut. Im Jahr 2001 erfolgt eine Änderung des Namens in Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME, im Jahr 2005 der Umzug der molekularbiologischen Abteilungen in ein neues Gebäude nahe der RWTH Aachen University.
Zwischen 2009 und 2014 gründet das Fraunhofer IME molekularbiologische Außenstellen in Gießen, Münster, Frankfurt am Main und Hamburg. Die neuen Abteilungen in Gießen und Frankfurt sind dank großzügiger Anschubfinanzierung durch das Land Hessen auf gutem Weg, den Status selbständiger Fraunhofer-Institute zu erlangen. Die neuen Standorte beschäftigen sich mit der Identifizierung und Nutzung von Wert- und Wirkstoffen, die aus Tieren oder Pflanzen gewonnen, biotechnologisch produziert und auf ihre Nutzbarkeit in der Industrie oder für die menschliche Gesundheit untersucht werden. Am Standort Gießen werden beispielsweise medizinisch relevante Wirkstoffe in Insekten identifiziert und isoliert. An den Standorten Frankfurt und Hamburg werden bekannte und neue Stoffe auf pharmakologische Nutzungen überprüft.
Am Standort Angewandte Oekologie in Schmallenberg werden die Forschungsaktivitä-ten zur Ermittlung des Risikos von Chemikalien für Umwelt und Verbraucher kontinuier-lich ausgeweitet. Seit 2014 werden umfangreiche Um- und Neubaumaßnahmen durch-geführt. Sie sollen die Kapazität des Standorts mit derzeit 182 Mitarbeitenden ab 2022 auf gut 200 moderne Arbeitsplätze erhöhen. Um insbesondere Wissenschaftler mit jun-gen Familien für die wachsenden Aufgaben zu gewinnen, wurde 2018 mit der Stadt Schmallenberg eine Kooperationsvereinbarung zur Betreuung von Kindern im Vorschulal-ter abgeschlossen – die Initiative soll Mitarbeitenden ermöglichen, Verantwortung in Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren.
Lokal verwurzelt und weltweit aktiv
Das Fraunhofer-Institut in Grafschaft gilt heute als eine international renommierte Institu-tion für Studien zur Umweltrisikobewertung von Chemikalien, Pflanzenschutzmitteln und Pharmazeutika sowie zur Bewertung der Lebensmittelqualität. »Unsere Untersuchungs-methoden werden durch unsere Wissenschaftler in internationalen Gremien vertreten und zu weltweit gültigen Testrichtlinien entwickelt«, so Professor Christoph Schäfers, Leiter des Teilinstituts Angewandte Oekologie in Schmallenberg. »Aktuelle Beispiele sind chronische Fischstudien in Durchflussanlagen oder Wasser-Sediment-Systemen, mit denen wir die Wirkung hormonell wirksamer Stoffe auf den Entwicklungszyklus von Fischen abschätzen, oder die Entwicklung von Tierversuchsersatzmethoden, etwa zur Ermittlung einer Anreicherung von Stoffen in Organismen«, so Schäfers.