Dirk Prüfer und Team mit Transferpreis der WWU ausgezeichnet

Molekulare Biotechnologie /

Am 13. Juni verlieh die Westfälischen Wilhelms-Universität Münster den Transferpreis 2017/2018 für das Projekt »TARAXAGUM - Innovationen mit Russischem Löwenzahn« an Prof. Dr. Dirk Prüfer und Team in Kooperation mit der Continental Reifen Deutschland GmbH, Hannover.

© Fraunhofer IME
© ESKUSA, F. Eickmeyer

Die WWU zeichnet mit dem Transferpreis seit dem Jahr 2002 Projekte aus, die aus der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis hervorgegangen sind. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zwischen zwei Gewinnern geteilt.

Im Projekt »TARAXAGUMTM« dreht sich alles um den russischen Löwenzahn. Dieser sieht zwar aus, wie der heimische Löwenzahn, hat aber einen enormen Vorteil: sein Milchsaft enthält größere Mengen an Kautschuk.
Als die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vor einigen Jahren mit dem Projekt begannen, standen sie vor großen Herausforderungen. Noch war der russische Löwenzahn eine Wildpflanze mit einem verzweigten Wurzelsystem und einer zwar erhöhten, aber für die industrielle Nutzung noch zu geringen Konzentration an Naturkautschuk. Durch gezielte Züchtung gelang es den Forschenden, den Kautschukgehalt innerhalb kurzer Zeit zu verdoppeln. Die Wissenschaftler verzichteten auf gentechnische Eingriffe, sie analysierten stattdessen die Löwenzahn-DNA und definierten DNA-Marker, die das Vorhandensein einer gewünschten Eigenschaften anzeigen. Hiermit konnten sie bereits bei Keimlingen feststellen, ob diese Eigenschaften besitzen, die sich positiv auf die Kautschukproduktion auswirken. Die erfolgreiche Kooperation mit den Partnern Julius Kühn-Institut und dem Pflanzenzuchtexperten ESKUSA führte auch zu Pflanzen mit einem deutlich weniger verzweigten Wurzelsystem. 
Den Kautschuk aus der Pflanze zu gewinnen, war eine weitere Herausforderung. Die Wissenschaftler entwickelten hierfür ein umweltfreundliches Verfahren. Da der Anteil in den Blättern gering ist, werden lediglich die Wurzeln in einem wässrigen Prozess zermahlen.

2014 stellte Continental auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Hannover die ersten Versuchsreifen aus dem innovativen Material vor. Der Löwenzahnkautschuk bestand den Praxistest, zwei Jahre später folgte der erste Lkw-Reifen, der die gleiche Leistung wie Reifen aus herkömmlich gewonnenem Naturkautschuk leistet. Die Erfolgsstory geht weiter, Ende 2017 wurde der Spatenstich für das Forschungs- und Versuchslabors »Taraxagum Lab Anklam« getätigt.
Die Planungen sehen vor, bei positiven Ergebnissen der Versuche, den Rohstoff in Serienproduktion einzusetzen, um künftig einen wachsenden Teil des Naturkautschukbedarfs der Reifen aus der Löwenzahnpflanze zu gewinnen.

Prof. Dr. Dirk Prüfer ist Professor für Biotechnologie der Pflanzen an der WWU und Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME. Mit seinem Team freut er sich sehr über die Auszeichnung, das Preisgeld in Höhe von 10.000 € spendeten die Wissenschaftler dem Botanischen Garten der WWU. »Mit der Spende unterstreichen wir die Bedeutung der Beiträge von Botanischen Gärten für den Erhalt der Artenvielfalt und damit der genetischen Ressourcen« erläuterte Dirk Prüfer.