Das THW und andere Hilfsorganisationen müssen auf verschiedenste Einsatzszenarien vorbereitet sein. Im Bereich der Trinkwasserversorgung sind dies hauptsächlich das Erschließen und Aufbereiten von Rohwasserquellen, die Qualitätsüberwachung des aufbereiteten Wassers, die Gefahrenerkennung für die eigenen Hilfskräfte sowie das Verhindern der Ausbreitung von Krankheiten. Für die Entwicklung der Analysegeräte wurden für das THW und andere Hilfsorganisationen typische Einsatzszenarien als Grundlage verwendet:
1) Mikrobielle Verunreinigung:
a) Zeitnahe Detektion und Quantifizierung mikrobieller Verunreinigung in Rohwasserquellen: In der frühen Phase von Einsätzen ist es wichtig, potentielle Rohwasserquellen insbesondere auf fäkale Verunreinigungen zu überprüfen. Dies reduziert zum einen die Gefahr für die Helfer und verhindert zum anderen, dass die komplexe Trinkwasseraufbereitungsanlage an einer ungünstigen Stelle aufgebaut wird. Gleiches gilt auch für die Rehabilitation (Reaktivierung) von Brunnen, insbesondere im Auslandseinsatz.
b) Qualitätsüberwachung von bereitgestelltem Trinkwasser: Muss im Katastrophenfall Trinkwasser, z.B. aus Trinkwasserblasen oder Tanklastern, an die Bevölkerung abgegeben werden oder wird Trinkwasser aufbereitet, so muss das Wasser einer ständigen Kontrolle unterzogen werden. Die Gesamtkeimzahl gibt hier Auskunft über eine mikrobielle Belastung der Probe und zeigt etwaige mangelnde Hygiene und eine Verkeimung des Trinkwasserspeichers an. Eine Wartezeit von eineinhalb bis zwei Tagen aufgrund der derzeitig verfügbaren Analysen ist hier nur schwer vertretbar.
2) Gefahrenerkennung für Hilfskräfte:
In Großeinsatzlagen werden häufig leerstehende Gebäude zur Unterbringung von Einsatzkräften genutzt. Da die vorhandenen Trinkwasserinstallationen oftmals längere Zeit außer Betrieb waren, ist die Wahrscheinlichkeit einer Legionellen-Kontamination hoch. Um die untergebrachten Personen zu schützen, ist auch hier eine schnelle Analyse unverzichtbar. Konventionelle Verfahren benötigen dafür mindestens 7 Tage.
3) Analyse von Toxinen und Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten:
Insbesondere im Auslandseinsatz muss vermehrt mit dem Auftreten des Cholera-Erregers und anderes Seuchenkeime gerechnet werden. Diese bilden spezifische bakterielle Toxine, wie beispielsweise das Choleratoxin. Die hygienischen Zustände vor Ort sind oft verheerend und eine Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Cholera kann durch eine direkte Bestimmung dieser Toxine frühzeitig erkannt und unterbunden oder zumindest eingedämmt werden.